#2 Talk with the Flow

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Das war sie, die Laufsaison 2023. Die Major Wettkämpfe sind gelaufen, die Medaillen verteilt. Zeit für uns, um einen Blick in die Vergangenheit aber auch die Zukunft zu wagen. Daher haben wir die Chance genutzt und haben mit Flo Neuschwander, Ultraläufer und Gründer von RUN WTF über die vergangene Saison, Verletzungsfrust und seine Pläne für 2024 gesprochen. 

Constanze:
"Hi, Flo! 2023 war ja nicht unbedingt dein Jahr, oder? Wenn ich es richtig sehe, dann warst du dieses Jahr das erste Mal in deiner Karriere über einen längeren Zeitraum verletzt. Wie war das für dich?"

Flo:
"Ja, das stimmt. Ich renne jetzt seit mehr als 25 Jahren und dieses Jahr hatte ich einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein. Das war schon eine langwierige Geschichte. Man hört und liest von dieser Art von Verletzung bei Sportlern ja immer wieder. Aber wenn du dann selbst betroffen bist, dann ist das nochmal was anderes. Für mich hat es letztlich bedeutet, dass ich meine gesamte Wettkampfsaison an den Nagel hängen musste. Und mein Training musste auch von Null auf neu geplant werden."

Constanze:
"Was meinst du damit konkret? Was hattest du denn ursprünglich vor und konntest du aus dieser Saison trotzdem was für dich mitnehmen?"

Flo:
"Eigentlich hatte ich in der ersten Hälfte von 2023 vor, bei den kürzeren und laufbaren Trail Rennen mitzumischen. Also bei Läufen zwischen 60km und 100km. Mein Ziel ist es ja immer noch, mal den UTMB mitzulaufen. Wenn ich da jedes Jahr die Berichterstattung sehe und Leute wie Zach Miller und Jim Walmsely da ihr Ding drehen, dann motiviert mich das ungemein und ich möchte auch sofort nach Chamonix! Aber auch der WSER, den ich 2018 schon gerannt bin. Da will ich nochmal dabei sein. 2023 sollte ein Vorbereitungsjahr werden. Als Auftakt wollte ich eigentlich den Wings for Life World Run in Wien laufen. Aber drei Wochen vorher kam dann die Verletzung..."

Constanze: 
"Ja, das ist sicherlich für einen Athleten niederschmetternd, wenn plötzlich nix mehr geht. Und dann? Wie ging es dann weiter?"

Flo: 
"Nach einigen Untersuchungen habe ich vom Arzt die Diagnose bekommen und es war klar: Gelaufen wird erstmal nicht. Glücklicherweise kannst du bei einem Ermüdungsbruch aber radeln, was ich ja auf ZWIFT als Ausgleich und für die Grundlage eh öfter machen. Also habe ich das Frühjahr genutzt und bin geradelt. Jeden Tag. Und eigentlich wollte ich dieses Jahr mit einem Höhentrainingsgerät die Vorbereitung für den Wings for Life World Run unterstützen. Das habe ich dann einfach komplett auf dem Rad im Keller gemacht. Draußen war Frühling und ich saß mit Maske auf dem Trainer im Keller und hab gestrampelt. Bekloppt, ich weiß. Aber irgendwie auch gut!"

Constanze: 
"Naja, man macht halt das Beste draus..."

Flo: 
"Eben. Und ich hatte dann das Glück und habe über Garmin, einen meiner Sponsoren, noch einen Startplatz für den Ötztaler Radmarathon bekommen. Das war natürlich total klasse. Und dann konnte ich zumindest bei einem legendären Wettkampf teilnehmen. Auch wenn es auf dem Rad war...und nach gut 10 Wochen Laufpause habe ich dann wieder langsam mit der Lauferei angefangen. Die ersten beiden Wochen noch sehr, sehr locker. Aber es ging und ich konnte dann ab August wieder fast normal laufen."

Constanze: 
"Und dann musste Nizza her, oder wie?"

Flo: 
"2022 hatte ich ein DNF in Nizza. Miesestes Wetter und überhaupt nicht mein Tag. Da bin ich damals raus. Eigentlich wollte ich dort nicht mehr laufen, aber nach der faden Saison habe ich geschaut was ab Mitte September noch in Europa so los ist. Nicht so wirklich viel. Und dann habe ich gedacht, dass Nizza doch noch einen Versuch wert sein sollte."

Constanze: 
"Naja, Regen hattest du dieses Jahr nicht!"

Flo: 
"Ja, dieses Jahr war es richtig heiß. Ich wollte eigentlich nur sehen, ob mein Köper so einer Belastung wieder standhält bevor ich dann in das Wintertraining und dan Aufbau für 2024 gehe. So 100% ist das Kreuzbein noch nicht und insbesondere hintenraus hatte ich schon das Gefühl, dass es noch nicht ganz rund läuft. Aber ich konnte durchlaufen und weiß nun, dass ich jetzt im Aufbau dieser Stelle besondere Beachtung schenken muss." 

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Constanze: 
"Hast denn auch schon einen Wettkampfplan für das kommende Jahr?"

Flo: 
"Der Wings for Life World Run im Mai ist auf jeden Fall gesetzt. Außerdem werde ich vorher im europäischen Raum auch ein UTMB Qualifier laufen. Ansonsten lasse ich für die Saison 2024 das Losglück sprechen und bin in den Lostöpfen für den UTMB und den WSER. In Nizza konnte ich mir leider keine Quali holen, das war zwar insgeheim mein Wunsch, aber das Feld war in Nizza so heftig besetzt. Aber ich lass mich davon nicht demotivieren und mache immer weiter."

Constanze: 
"Wie seht denn ein Winter- und Aufbautraining bei dir aus?"

Flo: 
"Naja, die Hauptwettkämpfe und Herbstmarathons sind vorüber. Das heißt erst mal die Beine hochlegen, abschalten und eine schöne Saisonpause hinlegen. Das ist für mich die Zeit im Jahr, in der ich viel alternatives Training einbauen. Ab auf die Rolle und die Ski. Seitdem ich in Inzell lebe, mache ich SkiMo und gehe auch Langlaufen. Wichtig ist es aber auch sich mental auf das, was kommt, einzustellen. Ich lasse die alte Saison Revue passieren, schaue was gut war, um es beizubehalten und neue Saison zu planen. Man kann sich schon mal Gedanken machen und eine Liste von potenziellen Wettkämpfen schreiben. Und danach dann das Training ausrichten. Nach der Saisonpause geht dann langsam das Wintertraining los. Erst mal mit sehr lockeren Läufen und dem alternativen Training. Ein klassischer Aufbau wäre im Winter die Grundlage zu setzen und lockere Einheiten zu machen und auch mal alternative Sportarten zu integrieren. Die Hauptsache ist, man kommt auf ordentlich Stunden im Grundlagenbereich. Ich nutze dann den ein oder anderen Crosslauf oder Silvesterlauf als Tempotest um zu sehen wo ich im Moment so stehe. Trail Running Saison ist eigentlich das ganze Jahr über. Aber auch hier sollten die meisten Athleten nach den Highlights im Herbst auf jeden Fall erst mal eine gute Saisonpause einlegen.

Constanze:
"Durch die vielen Wettkämpfe, die es mittlerweile gibt ist die Saisonplanung mittlerweile gar nicht mal so einfach. Und viele Läufer und Läuferinnen stehen fast jeden Monat an irgendeiner Startlinie."

Flo:
"Klar, denn jeder passionierte Läufer hat Bock zu rennen und das ist auch gut so. Aber zu viele Wettkämpfe zu bestreiten kann auch nach hinten losgehen. Also für mich ist das nichts. Ich mache lieber weniger Wettkämpfe und gebe meinem Körper mehr Zeit zur Regeneration. Aber das muss jeder für sich selbst wissen."

Constanze: 
"Okay, letzte Frage, Flo. Ich habe hier ein Golden Ticket für dich, sprich, du darfst dir einen Wettkampf aussuchen, den du 2024 starten kannst, welcher wäre das und warum?"

Flo:
"Puh, lass mal überlegen. Ich denke tatsächlich, dass es der Comrades Marathon wäre. Das ist ein echter Traditionsultra, den ich wegen der Ausrichtung und dem wechselnden Profil schon immer spannend fand. Wenn ich es mir jetzt ganz aussuchen kann, dann würde ich den Kurs mit dem Uphill bevorzugen. Denn der wechselt ja von Jahr zu Jahr. Mal gehts mehr bergab und mal bergauf. Und da es 2024 sportlich für mich bergauf gehen sollte, dann sollte auch der Kurs bergauf gehen!"

Constanze: 
"Danke Flo. Bestes Schlusswort! In dem Sinne alles Gute für 2024."

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